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Kann Alternativtraining das Schwimmtraining ersetzen?

Aktualisiert: 30. März 2020

Da das Schwimmtraining im Moment nicht möglich ist, rückt das Kraft- und Athletiktraining sowie das Zugseiltraining wieder aus dem mauerblümchenhaften Dasein in den Fokus.

Es stellt sich die Frage, wie du möglichst spezifisch das Schwimmtraining kompensieren kannst und deine Trainingszeit effizient nutzt. Verbessern Kraftübungen wie "Push Ups" deine Zugkraft oder kann der Unterarmstütz wirklich deine Wasserlage positiv beeinflussen? Inwieweit kann das Zugseiltraining das Schwimmtraining auffangen?

Um dies zu beantworten möchte ich auf die einzelnen Aspekte des Schwimmens schauen, die für ein gutes und schnelles Schwimmen notwendig sind.


1. Wassergefühl

Beim Schwimmen hast du im Gegensatz zum Training an Land keine festen Widerstände, da du ja von Wasser umgeben bist. Du streckst dich nicht wie beim Stehen an Land gegen die Gravitation, noch wendest du Kraft gegen feste Widerstände, wie den Boden beim Laufen, auf. Die Arm- und Beinarbeit ist dabei im Geschwindigkeitsablauf und in der Intensität an die optimale Wasserverdrängung angepasst. So verhält sich ein Zugseil unter Spannung anders als verdichtetes Wasser.

Das Wassergefühl, also das Gefühl sich im freien Raum zu strecken und gleichzeitig mit den Armen und Beinen Wasser horizontal zu verdrängen, kann an Land deshalb nicht simuliert werden.


2. Bewegungsmuster

Die Schwimmbewegung zeichnet sich durch abgespeicherte Bewegungsabläufe aus. Dies bedeutet, deine Muskeln arbeiten in einer abgestimmten Choreografie. Jeder Muskel hat innerhalb der Choreographie seine individuelle Spannung, Länge sowie Längenveränderung, welche auf das Bewegungsmuster abgestimmt ist. Es macht daher Sinn, Bewegungen zu trainieren, die diesem Bewegungsmuster identisch sind. Daher ist das Zugseil hier eher geeignet als Kraft- oder Athletikübungen.


3. Kraftniveau

Kraftspitzen bei denen du deine maximale Kraft brauchst, kommen beim Schwimmen nicht vor. Denn um dein Kraftniveau anzuheben, brauchst du Lasten, die nahe der Maximalkraft liegen. Dafür sind die Widerstände im Wasser zu gering. Es macht daher Sinn dies außerhalb des Wassers zu trainieren. Lediglich Kraftausdauer läßt sich im Schwimmbad unter Zuhilfenahme von Paddels im Wasser gut trainieren.


4. Muskeleffizienz

Die Balance der Muskeln untereinander ist maßgeblich für das Kraftniveau der Bewegung entscheidend. Nur wenn die Muskelketten wirkungsvoll arbeiten, wirst du deine Kraft ins Wasser übertragen können. Denn deine Muskeln arbeiten immer nur im Zusammenspiel mit unterstützenden (Synergisten) bzw. entgegenwirkenden Muskeln (Antagonisten). Sind diese zu schwach, verkürzt, verspannt oder evtl. gar nicht aktiv wird deine Bewegung ineffizient sein. Das bedeutet du verbrauchst zwar jede Menge Muskelkraft, kommst aber nicht voran. Hier macht es Sinn gezielt die einzelnen Muskeln nach Kraftdefiziten isoliert auf zu trainieren bzw. die Beweglichkeit der Muskeln durch Dehnübungen zu verbessern.


5. Körperspannung

Deine Körperspannung, welche durch die autochthone körperstabilisierende Muskulatur gehalten wird, spielt im Wasser eine entscheidende Rolle um deinen Körper möglichst stromlinienförmig zu halten. Ist diese zu schwach und dadurch schnell ermüdet, wird dein Wasserwiderstandskoeffizient größer werden und du demnach langsamer. Im Wasser ist es meist schwer, sich längere Zeit auf die Körperspannung zu konzentrieren und wird daher häufig an Land mit beispielsweise Unterarmstütz-Übungen trainiert.

Um also die Frage zu beantworten musst du dich fragen, was dein Ziel beim Training an Land ist. Hast du muskuläre Dysbalancen, bist du verkürzt, zu schwach bzw. fehlt dir die Körperspannung? Dann macht das Athletik sowie Krafttraining für dich Sinn.


Willst du aber deinen Bewegungsablauf (im speziellen den der Arme) schulen, so nimm besser das Zugseil zur Hilfe. Deine Bewegungsgeschwindigkeit sollte sich dabei an der Schwimmbewegung orientieren.

Das Wassergefühl an sich, welches elementar für deine schwimmerischen Fähigkeiten ist, kannst du leider nicht simulieren. Von daher wirst du mit Sicherheit etwas deiner "Form" im Wasser einbüßen. Zur Beruhigung sei gesagt, dass dein bisheriges Training aber auch nicht umsonst war. Denn der sogenannte "Muskel Memory Effekt" verhindert, dass du die bereits erlernten Bewegungen wieder verlernst. Deine Muskeln erinnern sich auch nach längerer Trainingsabstinenz an Bewegungen und können daher schneller mit gezieltem Training wieder ihr altes Motorik- und Kraft-Niveau zurück erlangen.

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