Johann
Interview mit Sean Donelly, dem Trainer von Sebastian Kienle und Laura Philipp
Wer nicht lernt, der rostet. Ganz nach diesem Moto wollen wir uns zukünftig mit anderen Trainern aus unserem Sport austauschen.
Den Beginn macht Sean Donnelly. Er ist der aktuelle Schwimmtrainer im Team von Philipp Seipp, dem Trainer von Laura Philipp und Sebastian Kienle. Sean war früher selber Schwimmer und Pro Triathlet.

Er liebte das Wasser schon immer, und war selbst im Schwimmverein in Dieburg bis zu seinem 16ten Lebensjahr. Was folgte, war eine Triathlon Karriere beim DSW'12 Darmstadt. Dort war er lange Jahre auch Trainings-Buddy von Patrick Lange.
Leider machte ihm sein Knie zu schaffen, wodurch er schlussendlich auch mit dem Triathlon leider wieder aufhören musste. Im Anschluss an seine aktive Sportlerkarriere kam er über den Schwimmverein Offenbach als Sportler zum Job des Vertretungstrainers.
Er konnte ihn vielen Wintern von 2008-2015, in denen er in Neuseeland überwinterte, bereits erste Erfahrungen als Trainer sammeln. Zu der Zeit wollte er aber eigentlich Lehrer werden, weshalb er Lehramt studierte.
Für ihn war es anfänglich nie das Ziel, Schwimmtrainer zu werden. Trotzdem nahm er das Angebot von Phillip Seipp an und hilft ihm nun bei Kick Ass Sports, sowohl die Profis als auch die Amateure im Wasser zu betreuen.
Aufgrund der derzeitige Bäderschließung beschränkt sich dies leider nur auf 2* die Woche Training mit Sebastian und Laura.
Sean arbeitet dabei auch aktiv mit den Sportlern im Wasser um sie zu pacen und um ein Gefühl von deren individuellen Stärken und Schwächen zu bekommen. Gerade das Videofeedback hält er für Sportler für sehr wichtig, damit diese ein Gefühl für das bekommen, was sie im Wasser veranstalten.
Primär sieht er das Problem beim Schwimmen in der waagerechten Position. Auch der Unterschied keine Schwerkraft zu spüren, wirke sich schlecht auf das Körpergefühl aus.
Den Unterschied zu Schwimmern sieht er vor allem in der Effizienz des Schwimmens. Schwimmer haben im Gegensatz zu Triathleten, wenn man die 1500m ausklammert, Belastungszeiten von wenigen Sekunden bis max. 4min. Da macht es Sinn, nach den Marginal Gains (die Verbesserung aller kleinen Faktoren) zu suchen, und alle mögliche Kraft in den Vortrieb zu investieren.
Die Belastungsdauer beim Triathlon ist deutlich länger, was es seiner Meinung nach wichtiger macht, mehr an den Basics zu arbeiten. Dies bedeutet, das Minimieren von Widerständen im Wasser gegenüber dem Maximieren des Vortriebs vorzuziehen. Es geht also vor allem darum, mit möglichst geringem Energieaufwand möglichst schnell zu schwimmen. Zudem sollte ein entspanntes Schwimmen trainiert werden, um den psychischen Stress zu reduzieren. Wasserlage und Ausbalancierung sollte geübt werden, denn wer den Wettkampf mit einer Nahtoterfahrung beginnt, wird auch bestimmt im Anschluss nicht das optimale Rennen erleben.
Ebenfalls sehr wichtig findet er auch das spezifische Freiwassertraining. Das Heben des Kopfes und auch das Orientieren sollte ein Triathlet beherrschen. Wichtig ist, dass man sich in der Startsituation eines Wettkampfes zurecht findet und weiß, wie man die Bojen anpeilen muss.
Viele Triathleten sind dabei laut Sean von falschen Idealen getrieben. "Es bringt nichts wenn ich 25m schön schwimmen kann, man aber nach 50m untergeht". Dass das Spritzen des Armes beim Einstechen schlecht ist oder dass übermäßiges Gleiten schnell ist, ist de facto nicht der Fall.
Es gibt immer einen Mittelweg, der das Optimum beschreibt. Aber aus dem Schwimmsport das lange Abschlagschwimmen zu übernehmen, ist für Triathleten nicht zielführend. Alle Frontpack Schwimmer kommen z.B. mit Zyklen von 60-80 pro Minute
aus dem Wasser.
Sean gibt seinen Athleten allerdings keine Frequenz vor. Diese sollte nämlich seiner Meinung nach natürlich zustande kommen. Technikdrills sind sehr weit von der Zielbewegung weg. Diese können allerdings in das Warm Up mit eingebaut werden. Wenn es dazu dient technische Probleme anzugehen und zu verbessern, kann man diese Übungen nicht genug machen. Wenn die Zieltechnik bereits gut ist, braucht es nicht noch weitere Technikübungen. In dem Fall sollte eher am Gesamtumfang gearbeitet werden. Dabei können Grundlageneinheiten genutzt werden, um sich auf die Technik zu fokussieren.
Dies kann auch mittels Trainingstools erfolgen. Dabei arbeitet Sean u.a. mit Drag Tools, um bestimmte Technikinhalte isoliert zu trainieren. Er sieht darin eine Verbesserung des sensorischen Feedbacks.
Generell empfiehlt er bereits früh im Jahr verstärkt Techniktraining mit einzubinden. Später, wenn es in Richtung Wettkämpfe geht, sollte eher der Umfang im Trainingsfokus stehen. Dann sollte man sich technisch gesehen auf das Wesentliche beschränken, wie die Kopfbewegung oder den hohen Ellenbogen unter Wasser.
Deshalb findet Sean, dass anfänglich eine Technikanalyse stattfinden sollte, um seine individuellen Fehler zu bestimmen. Man gibt schnell Geld für Laufschuhe und ähnliches Equipment aus um ein paar Sekunden im Wettkampf zu sparen, dabei ist die Investition in die eigenen Fähigkeiten mit Sicherheit die langfristig lohnendere Ausgabe.
Sean rät, mit Trockenerhaltungsübungen während der Pandemie zu arbeiten, also Übungen, die die Schulter stabil und beweglich halten. Zudem kann an der Stabilität im Rumpf gearbeitet werden. Eine alternative Sportart, die er als teilweisen Ersatz des Schwimmen sieht, ist das Skilanglaufen.
Trotzdem sieht er die derzeitigen Möglichkeiten, seine Schwimmform zu konservieren, eher als limitiert an. Von Trainern im Ausland hat er schon kreative Ideen gehört, wie man sich weiter fit halten kann. Diese haben das Schwimmtraining in die Badewanne verlegt um weiter mit Wriggen-Bewegungen zumindest das Wassergefühl zu erhalten.
Wenn die Schwimmbäder wieder öffnen, macht es keinen Sinn wieder direkt Vollgas zu geben. Sean rät, langsam wieder ins Training einzusteigen. Ist das Gefühl und die Kraft wieder hergestellt, kann nach 3-4 Wochen ein Schwimmblock gesetzt werden. Dieser kann für einen begrenzten Zeitraum von einer Woche 1-2* am Tag absolviert werden. Wichtig ist dabei, dass sowohl die Intensität als auch der Umfang nicht zu hoch gewählt werden. Die Einheiten sollten möglichst entspannt durchgezogen werden, um keinen zu großen Stress zu verursachen.
,,Man kann nicht am Gras ziehen, damit es länger wird. Deshalb immer Ruhe und entspannt bleiben, dann wird es wieder werden."
Sofern es zu Verlängerungen der Schwimmbadschließungen kommt, kann auch ab 10-12 Grad im Freiwasser trainiert werden. Dabei sollte man nie alleine ins Wasser gehen, außerdem reichen 2 Einheiten pro Woche vollkommen aus. Sinn macht es für ihn vor allem polarisiert zu trainieren, also eine Einheit eher locker und eine Intensivere. Zum Wettkampf hin kann immer mehr Umfang in Wettkampfgeschwindigkeit geschwommen werden.
Wir bedanken uns für das Gespräch und wünschen weiterhin viel Erfolg!